2010-07-16 Weltmeisterschaft U18 in Lloret de mar

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Bericht:  Lloret de Mar WM U18 mit Fotos als PDF  als Download im Anhang.
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TSV Bardowick-Faustball unter Spanischer Sonne
Spanien 16.-30.07.2010 – Fahrt zur Weltmeisterschaft U18 in Llloret de Mar

Zwei Wochen in Süddeutschland und in Spanien wurden zu einer tollen Fahrt in den Sommerferien für die Jugendfaustballer aus Bardowick. Erst einige Tage in der Ortenau, danach direkt weiter zur Weltmeisterschaft der U18 in Lloret de mar. Wir waren dabei und haben es genossen.
Von den Eindrücken und Erlebnissen möchte folgende Geschichte berichten.

Es geht los
         

Spanien, das Land der Sonne auf der iberischen Halbinsel, des Flamencos und des Stierkampfs war in diesem Jahr ein großes Ziel für die Bardowicker Jugendfaustballer, denen in der Regel kein Weg zu weit ist. Unser Urlaubsziel Blanes lag in Katalonien im Nordosten des Landes und es war kein reiner Zufall, dass genau zu dieser Zeit die Faustballweltmeisterschaft der U18 dort ganz in der Nähe stattfand, unweit in Lloret de mar.
Wir hatten also einen langen Weg vor uns, und da es auch in Deutschland sehr schön ist, haben wir beschlossen auf halber Strecke fünf Tage Station zu machen, im baden-württembergischen Offenburg.
Kurz vor der Grenze zu Frankreich. Aber auch da muss man erst einmal hinkommen. Denn der Plan, genau dort am Tag unserer Abreise anzukommen und am besten noch das Bundesligaheimspiel der Offenburger Faustballer um 18.00 Uhr anzuschauen, löste sich bereits nach den ersten 200 Km schnell in Luft auf. Aber der Reihe nach.
Gut gelaunt trafen sich die Betreuer, Jugendlichen und Eltern an der Bardowicker Schule, um endlich durchzustarten und das erste Teilstück der 1752 Km abzureißen. Und als das Gepäck für 15 Tage von 14 Leuten und die gesamte Campingausrüstung von drei großen Zelten, Küchensachen, Koffer, Faustbälle usw. wild durcheinander vor unserem Bus lagen, lud das auf den ersten Blick zu Recht zum Zweifeln ein, ob das Wirrwarr an Taschen am Ende tatsächlich alles in den Kofferraum passte. Es wirkte wie eine raumtechnische Unmöglichkeit. Doch sämtliche Bedenken waren unbegründet, denn zum einen fanden sich ungeahnte Nischen und Ecken in unserem Fahrzeug und zum anderen hatte Christian die hauptamtliche Oberaufsicht über die Gepäckverladung mit der Lizenz zum Packen, und dann klappte es am Ende natürlich alles wie gewollt und die Jungs und Betreuer passten sogar auch noch rein. Welch Glück.

Pleiten, Pech und Pannen
Dieses Glück schien im Nachhinein in einer gegenseitigen Wechselwirkung zu einer ganzen Reihe von Pechsträhnen zu stehen, die uns bereits in den ersten Stunden kalt erwischte. Nichts Böses ahnend rollte unser Zweierkonvoi voller Vorfreude über die Nordsüdachse A7 als zunehmend kaum sichtbarer Qualm unseren ersten Stopp einläutete. Und kaum stand der Wagen auf dem Parkplatz, pustete plötzlich eine ungeahnte Schreckenswolke zischend aus dem erschöpften Motorblock. Das abrupte Ende einer bis dahin sorglosen Anreise.
Nach kurzem Blick unter die Motorhaube, war der Griff zum Telefonhörer nicht weit und wir riefen kurzerhand den ADAC, wozu ist man sonst Mitglied in dem Verein. Wir erwarteten den Experten in gelb anfangs noch mit der unterschwelligen Hoffnung, der Mann für alle Fälle schaut einmal kurz, dreht mit seinem Spezialschraubenzieher irgendwas und macht mal eben alles heil. Wir wollten natürlich schnell weiterkommen. Aber diese eher kindliche
Vorstellung der gelben Engel wäre wohl zu einfach gewesen. So kam der nigelnagelneue Abschlepper zum Einsatz und unser Bus wurde in regelrechter Raketenstellung auf die Ladefläche gezogen.

Nächster Halt: Salzgitter.
Opel Stanze erwartete uns bereits und der Chef höchstpersönlich wagte eine fachmännische Beurteilung des ganzen Desasters und brachte es auf die simple Formel: Heute nicht mehr. Dazu muss gesagt werden, es war Freitag, bereits kurz nach Mittag. Da war in Sachen Ersatzteillieferung grundsätzlich nicht mehr viel zu erwarten und der defekte Thermostat, dessen Selbstzerstörungsknopf scheinbar gedrückt wurde und seinen Dienst zur Motorkühlung verweigerte, war adhoc nicht zu ersetzen. Unser Schicksal wurde durch einen zerbröselnden Kühlerschlauch bestimmt. Einen armen KFZ-Mechaniker hätte man ja notfalls noch mal schnell um seinen verdienten Feierabend bringen können. Doch genau dieses eine Teil hatte Stanze nicht auf Lager. Zu allem Überfluss hatte der Keilriemen ebenfalls mächtig was abbekommen und stand kurz vor der Auflösung. Inwieweit diese beiden Technikkatastrophen in einem kausalen Zusammenhang standen, erschloss sich dem Laien zunächst nicht wirklich. Übrigens bis heute nicht.
Hätte allerdings auch nicht viel geändert, wir saßen fest. Soweit hatten wir begriffen. Rien ne va plus. Wie unnötig.
Unser sonst treuer Vereinsbus war also außer Gefecht gesetzt. Wir wollten aber weiter, logisch. Jetzt waren sämtliche organisatorische Finessen gefragt. Zug, Mietwagen, Trampen, Warten auf Montag und Übernachtung in Salzgitter. Die gesamte denkbare Palette an Optionen wurde gedanklich durchgespielt und wieder verworfen. Die Betreuer waren im Rahmen ihrer Organisationshoheit im Höchstmaß gefordert und näherten sich nach gründlichen Überlegungen der Problemlösung Schritt für Schritt in einer Art Ausschlussverfahren an, das seinen Höhepunkt u.a. darin fand, gefühlte zwei Stunden in der benachbarten ADAC-Zweigstelle nach Lösungsansätzen zu suchen. Einen 9-Sitzer-Bus von jetzt auf gleich für ganze zwei Wochen zu mieten, erwies sich nach zähen Ringen und deutschlandweiter Suche als faktisch chancenlos, erst recht in der Hauptsaison. Sollten wir tatsächlich im Nirvana von Salzgitter-Bad gestrandet bleiben? Den Jugendlichen schien währenddessen diese Zwangspause und das Zeitvertrödeln nicht im Geringsten zu stören, eher war es eine fast willkommene Abwechslung zumal Dr. Zufall ausgerechnet genau gegenüber von Opel Stanze ein Internetcafe bauen ließ. Von dort wurden die neuesten Nachrichten an die Heimat gesendet. Und es gibt ja grundsätzlich zu jeder Situation die passende Bemerkung. So war unsere Gesamtsituation wohl am häufigsten und gleichzeitig auch am treffendsten damit kommentiert: „Das fängt ja gut an!“
Und um nun einmal abzukürzen und den Werdegang nicht in Echtzeit zu dokumentieren, wir packten uns am Schopfe, zogen uns quasi aus diesem Sumpf der Ausweglosigkeit und fanden folgenden Weg:
wir entschlossen uns für einen normalen Mietwagen für fünf Personen. Blieben 4 übrig. Also fuhr Christian mit drei Jungs mit dem Zug zurück nach Hause, um sein eigenes Auto zu holen. Zurück auf Anfang sozusagen. Bei diesem Vorhaben regte sich erstmals leiser Widerstand, verständlich. Aber Jannek, Pit und Marcel erkannten als erstes die Notlage und „opferten“ sich gewissermaßen für die Gruppe. Und da wir auch wie schon erwähnt jede Menge Gepäck und Tische und Bänke mitzunehmen
hatten, musste der Anhänger ebenfalls mit, mit dem sie dann erstmal wieder nach Salzgitter mussten,
um alles aus dem Bus umzuladen.
Während die einen also im Zug erst einmal wieder nach Bardowick zurückfuhren, hatten die anderen
mittlerweile längst Kurs gen Süden genommen und sich zwischenzeitlich alle mit dem ersten
Schrecken abgefunden und waren froh, dass es nun endlich wieder vorwärts ging. Doch die Insassen
des Ursprungsfahrzeugs Nummer 2 wurden aus aller Unbekümmertheit gerissen als plötzlich ein
Reifen platzte und das Auto Himmel sei dank nicht sehr stark ins Schleudern geriet. Aber zumindest
gab es erneut einen ungewollten Zwischenstopp, diesmal mitten auf der Autobahn und da
Reserveräder stets gut verstaut ganz unten vergraben zu liegen kommen, mussten alle Klamotten raus
und die schweißtreibende Reifenwechseldich-prozedur begann. Glück im Unglück: es war die rechte
Seite, so musste Rainer beim Wagenheben wenigstens nicht die gefährliche Raserei im Rücken
ertragen.
Das zweite Unglücksauto an diesem Tag – übrigens auch ein Opel – war also repariert und die wilde
Fahrt ging weiter. Nun hätte man eigentlich denken dürfen, dass nun nichts mehr schief gehen konnte,
weil wir unser Kontingent an Unglücken jedenfalls für diesen Tag voll in Anspruch genommen hatten.
Doch weit gefehlt. Nach dem Motto „Ein Unglück kommt selten allein“ zeigte sich alsbald, dass durch
den Reifenplatzer nicht nur der Reifen hinten rechts kaputt war. Wollen wir mal so sagen: durch eine
Art zentrifugalkraftbedingten Gummifetzenkreiselwirkungsprozess wurde ganz offenbar ein Loch bei
dem ganzen Dilemma in den Tankzulauf geschmettert und Diesel lief langsam aber fröhlich aus. Das
fiel nicht sofort auf und blieb als heimlicher Schaden zunächst im Verborgenen. Doch es war nur eine
Frage der Zeit bis auch dieser Wurm entdeckt wurde, der an diesem Tag irgendwie in allem zu stecken
schien. Wir hatten ja bereits gute Kontakte zum ADAC, der seine Leute erneut losjagte. Letztlich wurde
nach langer Lösungssuche das Loch pflastermäßig vom Profi zunächst provisorisch mit einer
notdürftigen Bandage aus besseren Schmierlappen umtüdelt. Das half bis Offenburg.
Das Berlingo-Team – Berlingo war unser neues astreines Mietmobil – war mittlerweile auf dem
Offenburger Sportplatz eingetroffen, und das ohne weitere Zwischenfälle nennenswerter Art. Puh, erst
einmal durchatmen. Es war ein bisschen später geworden und mit den letzten Strahlen der Julisonne
wurden alle drei Zelte aufgebaut während das zweite Auto ebenfalls das Ziel mit besagter Verspätung
erreichte. Und es muss so gegen 4.00 Uhr morgens gewesen sein als sich Malte in den Berlingo
schwang, um das noch fehlende Quartett zielsicher durch die tiefschwarze Offenburger Nacht zum
leicht versteckten Sportplatz zu geleiten. Denn nach 20 Stunden Fahrt war das Interesse nach großer
Sucherei nicht mehr vorhanden. Potzblitz, es hatten am Ende doch alle geschafft. Und alle waren auch
geschafft und schliefen die Nacht durch oder was davon noch übrig geblieben war.
Auf Bobtour
Nach dieser doch recht turbulenten Anreise, wollten wir den ersten Tag einmal etwas ruhiger angehen
lassen und erkunden, wo wir eigentlich gelandet waren. Der Offenburger Sportplatz war ein wahrer
Traum für ein Faustballtrainingslager, eine schöne Anlage, auf der nur die Faustballer mit einem
gemütlichen Vereinsheim zu hause waren. Wir durften alles nutzen und genossen die
Gastfreundschaft der Offenburger Faustballfreunde, denen wir an dieser Stelle ganz herzlich danken.
Nach einer ausreichenden Regenerationsphase waren wir am neuen Tag offen für Neues und hatten
nach vorschwärmender Empfehlung der Einheimischen ein erstes Ziel in den Schwarzwälder Bergen,
denn das Wetter war uns noch nicht überzeugend genug, um ins
Schwimmbad zu gehen. Das kam später. Wir machten uns daher auf zur
Sommerrodelbahn in Gutach. Hier stiegen wir ein in den
Schwarzwaldbob, um uns 300 m nach oben ziehen zu lassen. Und
dann ging das Vergnügen los, von dort oben begann die 1150 m lange
Schussfahrt ins Tal über wellenförmige Geraden und durch enge Kreise.
Immer wieder hoch mit dem Lift und mit Vollkaracho hinunter, der
Bahngeschwindigkeitsrekord musste schließlich geknackt werden.
Dieses rasante Vergnügen war kein Tages füllendes Programm, sondern eher kurz und knackig. Es
blieb also noch Zeit, um rechtzeitig wieder zurück auf dem Sportplatz zu sein, auf dem das zweite
Bundesligaspiel der Offenburger an diesem Wochenende stattfand. Gegner war der TuS
Frammersbach aus Bayern. Wir mussten schon deshalb pünktlich zurück sein, weil wir als
Bardowicker für bestens geeignet erschienen, als neutrale Linienrichter einzuspringen, die jeder
Ausrichter zu stellen hat. Und so waren wir als Zuschauer und Linienrichter Zeuge eines 5:1-Erfolgs
der Offenburger FG. Einige TSV-Jungs wurden sogar damit betraut die große Spielstandsanzeige zu
bedienen. Also alles in allem waren wir nicht nur dabei, sondern mittendrin. Im Anschluss an eine
Spielanalyse bekamen wir langsam aber sicher Hunger.
Auf dem Sportplatz
Und wenn Männer kochen sollen, dann grillen sie. Zwei extra neu beschaffte Einfachgrills waren treu
dienende Begleiter unserer Fahrt. Eine Investition, die sich voll und ganz gelohnt hat. Auf den anfangs
noch silbernen Rosts wurde so manche Wurst bis zum Siedepunkt befeuert und andere Leckereien zur
Grillreife gebrutzelt. Und wenn so eine kleine Nürnberger einmal unrettbar durch die Stäbe in die heiße
Glut fiel, war das nicht nur ein schwerer Grillfehler, sondern richtig „reudig“. So reudig wie vieles
andere auch, was alles so leicht schief laufen konnte. Dieses Wort wurde während unserer Tour so oft
und zum Schluss so inflationär benutzt, dass sich einige am Ende fragten, ob es diesen Begriff
überhaupt gibt oder ob er wie so oft aus einer Laune heraus entstand und von uns quasi neu
erschaffen wurde. Zur Aufklärung also hier die Auflösung: nachträgliche Nachforschungen haben
ergeben, dass es zwar nicht dudenfähig, aber durchaus geläufig im allgemeinen Sprachgebrauch zu
finden ist.
Zurück zum Essen. Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht. Es gab nicht nur Fleisch, Wurst und
Gegrilltes, nein nein. Es gab auch Nudeln. Abwechslung musste sein. Aber vor allem gab es auch
jedes Mal Salat, selbst geschnitten vom jeweiligen Küchenteam, in der Schüssel zusammengewürfelt
und fein abgeschmeckt mit feinster Salatkrönung. Mehr brauchte es nicht zum Glücklichsein.
In diesem Sinne gestärkt haben wir tagtäglich die Offenburger Anlage zum Faustballspielen genutzt.
Und diese wies eine ganze fantastische Besonderheit auf, die es auf Faustballplätzen wohl kaum ein
zweites Mal gibt. Das extra angelegte Kleinfeld aus Tartan war ausschließlich für
Faustballspiele konzipiert und gleich vier große Flutlichtmasten begrenzten dieses
Feld. So hatte es schon einmal den Status eines echten Centercourts. Was aber
noch viel besser war, wir konnten dadurch problemlos in die Dämmerung
hineinspielen. Unsere organisierten Kleinfeldturniere konnten daher auch in der
tiefschwarzen Nacht stattfinden und wurden höchstens von der betreuerseits
angeordneten Nachtruhe irgendwann unterbrochen. Die Faustballbedingungen
waren also aller erste Sahne. In unzähligen Miniturnieren wurde meist in
Zweierteams der jeweilige Sieger ausgespielt. Die sogenannten „Berliner Regeln“
standen dabei Pate für den reibungslosen und zweifelsfreien Ablauf der
Turnierserie und waren letztlich eine nach mehreren Durchgängen festgelegte
Verfeinerung des Reglements. Wesentliche Änderungen waren hierbei: Angabe machte wer gepunktet
hat und der Ball durfte auch schon mal außerhalb des Feldes landen, außer beim Rückschlag. So
flogen die Bälle also ohne Unterbrechung über den Offenburger Platz und durch die einsetzende
Dunkelheit. Die schon angesprochene Nachtruhe wurde insbesondere deswegen eingeläutet, weil der
bevorstehende Sonntag eine weitere sportliche Kraftanstrengung versprach.
Als Kanuten durchs Rheintal
Und eben jene begann schon relativ früh am nächsten Morgen, eine ganztägige Kanutour auf den
Flussläufen im wunderschönen Naturschutzgebiet Taubergießen. Startpunkt unserer Fahrt durch die
idyllischen Rheinauen im Südwesten Deutschlands war Meißenheim, wo wir unsere fünf Kanus vom
Stapel laufen ließen. Erwartungsgemäß waren die ersten Meter und Flussbiegungen zunächst
anspruchsvolle Testläufe für die einzelnen Crews, die sich zu allererst mit den paddeltechnischen
Grundlagen unserer eigenwilligen Langboote zu beschäftigen hatten. Einige Besatzungen verstanden
die Steuermannskunst allerdings bereits so schnell und gut, dass sie gelegentlich eindrucksvolle und
geradezu außergewöhnliche Lenkmanöver auf engstem Raum demonstrierten bis hin zur nautischen
Chicagowende. Einen ersten Höhepunkt nach diversen Wettfahrten war aber der Versuch einer
gewagten Eskimorolle, die unter diesen Voraussetzungen, sprich mit diesen Kanus, nicht funktionieren
konnte und somit im Gebüsch des Flussrands endete. Die so eher unfreiwillig Gekenterten würden
sich heute wohl standhaft in die Schutzbehauptung flüchten, sie wären damals von den anderen bei
voller Fahrt hinterlistig ins Unterholz abgedrängt worden. Womit sie wahrscheinlich auch Recht hätten.
Das Endergebnis war das Gleiche, eine Ganzkörpertaufe mit Taucherfahrung, von der es im weiteren
Verlauf noch einige mehr gab. Diese Zwischenabkühlungen wurden
angesichts steigender Tagestemperaturen immer beliebter, trotz des
teilweise nur bedingt glasklaren Flusswassers, das vielerorts mit
einzigartigen Seerosenteppichen oder mit der volksmundartlichen
Entengrütze großflächig garniert war. Nach mehreren
schweißtreibenden Kilometern und der Überwindung von einigen
Flusswehren schwammen später einige Jungs und Betreuer einfach
neben den Booten her. Sie stiegen aber spätestens dann wieder in die
Boote als Vater Schwan mit seinem strengen Blick aufkreuzte und bereit war seine Brut mit allen
Mitteln zu verteidigen und dies jedem Eindringling unmissverständlich klar machte. Wir hatten die
Botschaft sogleich verstanden, machten kehrt und suchten uns einen anderen Weg durch das
Labyrinth der kleinen Flussarme, das sich dort auftat. Am Nachmittag erreichten wir unser gestecktes
Tagesziel und hievten mit letzten Kräften unsere Boote auf den Anhänger. Ahoi und lebt wohl ihr
reudigen Schwäne!
Auf ins Freibad
Tags darauf war erneut ein Programmpunkt rund ums Wasser geplant, denn in unweiter Entfernung zu
unserem Sportplatz gab es das nette Freibad Stegermatt, das wir bequem zu
Fuß erreichen konnten. Dieses Bad von 1937 ließ noch alte Strukturen von
damals durchblicken, war aber gleichzeitig hochmodern und scheinbar nicht
nur bei den deutschen Einheimischen sehr beliebt. Denn das hochdeutsch
getrimmte Ohr erkannte neben dem Slang und dem babbeln und schwätze der
„sym-badischen“ Offenburger, wie sich stolze Vertreter auf T-Shirts und
Werbeschildern gern nennen, noch eine weitere Fremdsprache. Und das war
natürlich französisch. Bien sur! Die Franzosen kamen offenbar sehr gern nach
Offenburg und mal eben über die Grenze in dieses familienfreundliche Badeparadies. Zwischen
französischen Baquettestangen und deutscher Klappstulle von Mutti ließen wir uns also für diesen Tag
nieder. Das Freibad bestand aus einem 50m-Becken mit Nichtschwimmerbereich, wie wir es noch aus
alten Zeiten aus Bardowick kannten; außerdem gab es einen Sprungturm und Viererrutsche. Flankiert
wurde das Wasserbecken auf der einen Seite von drei übermächtigen, stolzen Eichen, die für jeden
Betrachter einen besonderen Zauber ausstrahlten, der sich an den Fuß dieser uralten Bäume stellte
und in die überwältigende und geradezu märchenhafte Krone schaute. Dafür
einen Sinn zu haben war nicht jedermanns Sache und ging logischerweise
an der Mehrheit vorbei. Sollte aber nicht unerwähnt
bleiben, da wir vom Namensgrundsatz her ja ein in
die sportliche Wiege gelegtes Interesse hätten haben
können, als Vertreter des TSV „Deutsche Eiche“
Bardowick. Egal. Denn viel anziehender war eine
ganz andere Attraktion auf der gegenüberliegenden Seite. Dort gab es doch
tatsächlich drei angelegte Faustballkleinfelder, die sich mit ihrem Kunstrasen
von der übrigen Wiese abhoben und jeweils mit einer Leine getrennt waren. Diese Idee vom Betreiber
war einfach genial für uns, so konnten wir mit unseren Miniturnieren unter besten Bedingungen einfach
weitermachen. Eine fantastische Sache, die auch im beliebten „Bardowicker Strand“ eine Nachahmung
mehr als verdient hätte. Vorsichtshalber haben wir deshalb viele Fotos gemacht, um bei Gelegenheit
diese Weltidee und am besten auch deren Umsetzung den Verantwortlichen in der eigenen Heimat
nahe zu legen. So badeten wir entweder im Wasser oder in der prallen Sonne und pendelten zwischen
Schwimmbecken und Faustballfeldern hin und her. So ein Ferientag verging auf diese Weise rasend
schnell und ganz automatisch.
Lust auf Rust
Ähnlich war es mit dem nächsten Tag, an dem wir uns den Europapark in Rust vorgeknöpft haben.
Das war eine Herausforderung mit der extra Portion Frühaufstehen, der wir uns aber gerne stellten,
weil wir natürlich die Zeit voll ausnutzen wollten. Die Idee mit dem Besuch in Deutschlands größtem
Freizeitpark hatten wir nicht exklusiv, nicht wirklich. Im Gegenteil schien diese Erlebnisanstalt
tatsächlich ganz Europa anzulocken und wir waren wie ein paar Tropfen in einem gigantischen Ozean
von Menschen, die alle das gleiche Ziel hatten. Und die konnten ja nicht alle irren. So musste dieses
Epizentrum von Spaß und Vergnügen etwas ganz besonderes sein, das einen mit seinen vielen immer
höheren und schnelleren Achterbahnen mit einem immer stärkeren Adrenalinkick durchzuschütteln
versuchte. Solche Parks entfalten ihre Schattenseiten in der Regel verstärkt in der publikumsstarken
Hochsaison, in der wir uns befanden. Dazu aber später mehr. Zum Glück war der Park so groß, dass
sich die Menge ein wenig verteilte. Und neben den eigentlichen Attraktionen war es auch sonst eine
einzige künstliche und sehenswerte Traumwelt, durch die man genüsslich schlendern konnte. Man lief
durch die Schweiz, durch Skandinavien, Italien oder Holland, durch ganz Europa eben. Und man
bummelte auch schon einmal durch Spanien, wo in dem malerischen Dorf auf einer Freilichtbühne
unter anderem temperamentvolle Flamencoshows gezeigt wurden. Ein kleiner Vorgeschmack auf die
noch bevorstehenden Tage.
Die große Masse der Leute klebte aber in der Regel wie die Bienenschwärme an den Eingängen zu
den großen neuen Achterbahnen wie Silver Star, Euro Mir oder Blue Fire, um nur einige zu nennen.
Und letztere war das absolute Highlight. In der Arena of Football war der Ball überdimensional groß
und man trat nicht mit den Füßen, sondern mit seinem Autoscooter
dagegen. So gab es noch viele andere Attraktionen in dieser
Rummelwelt, von denen wir zumindest die Wichtigsten, sprich
Größten, abarbeiten konnten, wobei unsere Jungs einem Vorsatz
folgten: höher, schneller, weiter. Für die kleinen Nebenschauplätze
blieb ganz einfach keine Zeit.
So trudelten wir am Ende, noch leicht nass von der griechischen
Poseidonbahn, Richtung Ausgang und die U 18 ließ sich zum
Abschluss zusammen mit zwei wunderschönen Damen ablichten. Da wir zum Schluss aus
Griechenland kamen, waren es wahrscheinlich die Töchter aus Elysium, die die Freude schöner
Götterfunken von Europa darstellen sollten. Vielleicht waren es auch einfach nur „Miss Europapark“
und ihre Schwester, die dank des stundenlangen und vermutlich vertraglich geregelten Dauerlächelns
mit ihrer zartschönen Gesichtsmuskulatur zu kämpfen hatten. Sie ließen sich aber nichts anmerken.
Adieu, au revoir, good bye, arrividerci, tschö mit ö Du schöner Europapark.
Sterne des Südens
Ab nun an galt: noch einmal schlafen und auf ging’s nach Spanien. Der letzte Tag in Offenburg begann
mit Zelte abbauen, um gleich anschließend ein letztes Mal ins Stegermatt zu gehen. Dort verbrachten
wir den lieben langen Nachmittag im Wasser oder dicht gedrängt an den schon erwähnten
Faustballfeldern. Erst am frühen Abend machten wir uns auf den Weg weiter Richtung Süden. Nach
einem ausgiebigen Einkauf beim beliebten Kaufland, bei dem wir die nötigen Vorräte für die Nachtfahrt
besorgten, ging es endgültig los. Kurs auf Mulhouse, Lyon, Nimes, Girona, Blanes. Klang ganz
einfach. War es ja auch und um es schon einmal vorweg zu nehmen, unsere drei Autos hielten durch
und wir hatten keine weiteren Pannen.
Frankreich war groß, besonders zwischen Deutschland und Spanien. Doch wir hatten den großen
Vorteil in der Nacht nahezu staufrei über die Autobahn zu kommen. Die meisten von uns nutzten die
Zeit zum Erholungsschlaf und fühlten sich nur kurz gestört als wir um halb zwei auch den Fahrern eine
kleine Verschnaufpause gönnten. Irgendwo hinter Montemar steuerten wir einen dieser idyllischen
Parkplätze an, die in Frankreich doch sehr großzügig ausgebaut waren. Die Chance auf die
Waagerechte nutzten natürlich alle, purzelten einfach mit ihren Schlafsäcken aus den Fahrzeugen und
blieben im Stockfinsteren dieser Freiluftherberge auf ihren Isomatten liegen. Ein imposanter
Sternenhimmel in dieser klaren Nacht wölbte sich wie eine wohlige zweite Decke über uns und lugte
durch die vereinzelten Bäume, unter denen wir lagen, während aus der Ferne das leise Donnern der
Lastwagen zu hören war. Sanft übertönt wurde dies nur durch das abwechselnde Zirpen der
nachtaktiven Grillen, die um uns herum den typischen Klang einer trockenen Sommernacht erzeugten.
Doch diese Abenteurerromantik hatte um halb fünf schon wieder ein schnelles Ende. Im genauso
stockfinstern wie noch drei Stunden zuvor sammelten wir unsere Sachen in die Autos und sahen auch
schon bald die Sonne im Osten aufgehen.
Das Berlingoteam hatte bei Kaufland vorgesorgt und nicht nur an das leibliche Wohl gedacht, sondern
versprach sich von einem neu gekauften Hörbuch eine gewünschte Abwechslung während der Fahrt,
mit der man am Vorabend bereits begonnen hatte. 7 Stunden und 20 Minuten erfüllte die sonore
Stimme von Martin May unseren Berlingo und las die Geschichte „Siedler von Catan“, in der sich eine
kleine Gemeinschaft von Leuten ins Ungewisse aufmachte, um ein neues Land zu entdecken. So ein
bisschen passte es daher zu uns und wir lauschten den Erlebnissen von Candamir und den übrigen
Wikingern aus Elasund. Genau 10 Minuten zu früh erreichten wir Blanes bevor die Geschichte auf der
Insel Catan zu Ende ging. Die Zeit verging also ratzifatzi oder wie hätte Martin May es gelesen, wenn
etwas blitzschnell vorüberging: „Wie von einem Herzschlag zum anderen“, so verging die Fahrt. Das
beschrieb sinnbildlich die Kurzweile, die so schön und wie im Fluge vorüberzog.
Viva Espana
„Sie haben ihr Ziel erreicht“ sagte dagegen Stefanie aus dem Navi plötzlich, als wir in Blanes ankamen
und wir einen spontanen Hunger verspürten. Das goldene M blinzelte uns schon von weitem entgegen
und schnell war klar, wo wir unseren ersten Snack aßen. Irgendwas war aber anders in dem uns sonst
bekannten Schnellrestaurant. Kein Mensch weit und breit in diesem großen Laden, außer uns. Und
dabei hatten wir bereits Mittagzeit. Komisch und eher ungewohnt. Aber vielleicht nutzten dort einfach
mehr Leute das Angebot von McAuto, wie es dort so schön passend hieß und kamen gar nicht erst
umständlich aus ihren klimatisierten Wagen heraus. Wir hatten also freie Platzwahl. Und um einmal mit
dem Klischee aufzuräumen, McDonalds schmeckt überall gleich, unsere Gourmetgaumen erkannten
doch einen ziemlichen Unterschied zu sonst. Nicht schlecht, nur eben eine Nuance anders.
Anschließend ging es weiter und auf Spaniens Straßen war eins sofort klar. Vor jedem Ort grüßte ein
Kreisel, auf den garantiert ein gefühltes Dutzend folgten und in denen es nur zwei Regeln zu geben
schien: Fahr wie du willst und fahr vor allem wann du willst. Mehr brauchte man als Autofahrer nicht zu
befolgen. Willkommen in Spanien, olé!
Wir steuerten die letzten Meter zu unserem Campingplatz und hatten es endlich geschafft. Wir waren
im fernen Süden unter Spaniens Sonne an der Costa Brava gelandet und nun mussten die erst
kürzlich verstauten Zelte wieder hervorgeholt und auf dem sandigen Grund unter den Pinienbäumen
aufgestellt werden. Das war keine große Herausforderung abgesehen von den Erdnägeln, die um’s
Verrecken nicht in diesen betonähnlichen Sandboden gehauen werden wollten. Warum eigentlich
müssen Heringe immer so instabil sein und gleich beim ersten Hammerschlag hoffnungslos
verbiegen? Doch wir blieben hartnäckig. Zumindest war es ein klarer Beweis, dass es hier wohl nicht
oft regnet, ein gutes Zeichen. Wir richteten uns im Camp Solmar nach und nach häuslich ein und
erkundeten die nähere Umgebung bis zum nahe gelegenen Strand.
Wer den Touristenort Blanes bislang noch nicht gehört hat, befindet sich
wahrscheinlich in guter Gesellschaft. Dieser Ort wurde klar dominiert von
holländischen Gästen und wirkte zumindest in der südlichen Hotel- und
Campingecke eher wie eine niederländische Kolonialmacht aus jüngster Zeit.
Lloret de mar dagegen ist den meisten wahrscheinlich schon mal ins Ohr
gekommen, ist eben dank Rainbowtours vieles in deutscher Hand.
Möglicherweise sind ja die ganzen Küstenstädtchen an der Costa Brava touristisch nach EU-Staaten
aufgeteilt ähnlich wie im Europapark, in dem die Themengebiete wie schon gelernt nach Ländern
eingeordnet sind. Nur eben alles eine Nummer größer. Nunja, nur ein Nebengedanke.
Stadionluft
Unser Blick ging sowieso erstmal auf die Uhr, weil wir uns erinnerten, warum wir eigentlich in diese
Gegend gekommen waren. Laut WM-Spielplan hatte Deutschland am Abend ein Spiel, das wir uns
nicht entgehen lassen wollten. Demnach, weil es so schön war, ab in die Autos und auf nach Lloret de
mar, in den Nachbarort.
Wir steuerten das Stadion in der Nähe des Zentrums an und schafften es rechtzeitig zum letzten
Durchgang der Deutschen, die tags zuvor das Turnier gegen den Gastgeber Spanien/Katalonien
eröffnet hatten. Natürlich sahen wir gleich viele bekannte Gesichter rund um den Center Court, die die
beiden deutschen Teams kräftig anfeuerten. Überhaupt nutzten viele deutsche Fans die Gelegenheit
zu einem WM-Besuch und verbanden das Ganze mit ein paar Tagen Urlaubsverlängerung, so wie wir
ja auch. Da deutsch beim Faustball seit jeher Amtsprache ist, verstanden wir auch den
Stadionsprecher Jürgen Albrecht problemlos. Zumindest bei dieser WM erhielt der Ausrichter noch
diese ausländische Schützenhilfe. Dazu muss man wissen, dass es den Faustballsport überhaupt erst
seit wenigen Jahren in Spanien gibt und es sich um einen sehr jungen, aber ehrgeizigen Verband
handelt, der den Faustballsport in allen Altersklassen ausgehend von Katalonien vorantreiben möchte.
Wir setzten uns unter das schattige Tribünendach und verfolgten das Treiben auf den Spielfeldern.
Dort schwitzten die jungen Akteure aus aller Welt unter der Abendsonne und gaben ihr Bestes. Aus
Deutscher Sicht lief alles nach Plan, die U18-Mädels setzten sich gegen die Schweiz mit 2:1 durch und
gleich im Anschluss triumphierten die Jungs klar mit 2:0, ebenfalls gegen die Schweiz. Überhaupt
ließen die Deutschen nicht viel anbrennen, gaben hier und da vielleicht mal einen Satz während der
gesamten WM ab, aber insgesamt konnten die schwarz-rot-goldenen Fahnen am Ende am meisten
geschwenkt werden. Wir verabschiedeten uns für’s erste, denn wir wussten ja, in den nächsten Tagen
würden wir noch öfters zum Zuschauen kommen.
Festa Major
Wir waren zurück in Blanes und schlenderten nach dem Abendessen in den Trubel am Strand. Nun
war das eigentlich nichts besonderes, wenn man im Urlaub auf der Promenade entlang flaniert und
sich an den Ständen Touristenschnickschnack gönnt. Aber eines wussten wir nicht und war tatsächlich
der reinste Zufall als wir am 22.Juli unseren ersten Abend am Wasser verbrachten. Wir bemerkten
zwar, dass es im Allgemeinen ziemlich überfüllt und auch der Strand selbst zur Abenddämmerung
proppevoll war. Allerdings hatten wir Hochsaison, da hätte diese unverhältnismäßige Überbevölkerung
ja auch normal sein können. Was wir nicht wussten, am 22.Juli begann die Festa Major. Zu Beginn
unseres Promenadenbummels schöpften wir noch gar keinen Verdacht. Erst als die Leute etwas
später begannen sich allmählich leicht zu drehen, lag irgendwas in der Luft. Es war ein mysteriöses
Bild als plötzlich der gesamte Strand voller Menschen war und alle statt auf das Meer zu schauen sich
im Kollektiv halblinks in eine Richtung wendeten. Entweder waren die nun alle komplett abgedreht, im
wahrsten Sinne des Wortes, oder irgendwas musste noch passieren, wovon wir so überhaupt keine
Ahnung hatten. Und so war es auch. Genau an jenem Tag unserer Anreise begannen Europas größte
Feuerwerktage, die seit über 30 Jahren jeden Sommer Ende Juli in Blanes am Strand stattfinden. Mit
einem donnernden Kanonenschlag wurden wir hoch geschreckt und das Spektakel begann. Zig
Raketen schossen im Stakkato in das Dunkel der Nacht und erleuchteten die Postkartenkulisse mit der
Bergkette im Hintergrund, die sich hinter Blanes’ Yachthafen entlang zog. Unzählige Feuerwerkskörper
zischten in höchste Höhen, explodierten theatralisch und erweckten ihre mitreisenden Lichtkügelchen
tausendfach zu ihrem kurzen Leben, verwandelten den Himmel in ein glühendes Lichtermeer, das die
begeisterte Menge reihenweise zum Staunen brachte. Die ideenreiche Pyrotechnik verzauberte immer
wieder durch neue farbenfrohe Formationen, fast wie einstudiert wirkte diese elegante Choreographie,
die zeitweise mit ihren wackelnden Leuchtpunkten oder dem orangen Glitter wie ein blitzartig gemaltes
Aquarell plötzlich über uns thronte und ebenso schnell wieder verblasste und von einem ganz neuem
Gemälde überzeichnet wurde. Wir wagten uns immer näher an die kleine Felsklippe Sa Palomera, die
die Quelle dieses endlosen Sommersilvesters war. Und was von weitem allenfalls zu hören war,
bekamen wir am Rande der Absperrung zusätzlich hautnah zu spüren. Die ganze Show wurde
feuerwerksüblich von knatternden Böllerschlägen begleitet, die mit voller Wumme die optischen
Eindrücke zusätzlich mit einem kraftvollen Audioklang unterstrichen und die Zuschauer ganzkörperlich
durchdrangen wie direkt neben dem Boxenterminal beim ACDC-Konzert. Welch ein WOW-Effekt. Ja,
war denn heut schon Jahreswechsel? Eine halbe Stunde gingen die Blicke nach oben und so war es
auch die nächsten sechs Tage jeden Abend am Strand, solange wie dieses Fest eben dauerte.
Passantenschreck
Genug davon. Auf dem Rückweg widmeten wir uns wieder der Shoppingmeile und feilschten mit den
fliegenden Händlern. Einer von uns, nennen wir ihn Dennis, begann mit seinen Qualitäten als
Alleinunterhalter. War es Langeweile? War es das verwirrende Feuerwerk oder war er es schlicht
selbst, was ihm die unkonventionelle Art verlieh, die entgegenkommende
Menge auf seine ganz spezielle Weise zu „begrüßen“ ohne weitere Details
nennen zu wollen. Auf jeden Fall zog er die Blicke und das Interesse von
immer mehr Zuschauern rundherum an, die sich lachender weise dem
mutigen Kleinkünstler nicht entziehen konnten. Ein hoffnungsvoller
Nachwuchs für Comedystreet, wie er nicht nur an dieser Stelle mehrfach
bewies.
Ein echter Klassiker jeder versteckten Kamera hatte er auch am Strand von
Lloret zum Besten gegeben. Unter der Fragestellung, wie schafft man es, eine simple Stranddusche
zum heimlichen Mittelpunkt zu machen, fand er die passende Antwort. So hatte er mit seinen
Komplizen nicht nur den gesamten Strandabschnitt im Griff, sondern auch den Hebel zur
Wasserzufuhr und hatte dadurch schon bald die volle Aufmerksamkeit der eingeweihten Mehrheit aller
Badegäste ringsherum auf seiner kichernden Seite. Nein, es gab leider keine Filmaufnahmen davon,
die auf Youtube Millionenklicks hätten bringen können.
Vamos a la playa
An den Strand in Lloret gingen wir desöfteren, weil wir als Dauergast der Weltmeisterschaft ja vor Ort
waren und um spätestens 13.00 Uhr wurde dort die Siesta eingeläutet. Vom Stadion war es auch nicht
sehr weit, und damit wir den Weg zum Strand auch wirklich ohne Umwege fanden, begleitete uns
Bundestrainer Roland Schubert höchstpersönlich über den kleinen Hügel und die kleinen
Schleichwege entlang, die letztendlich sogar quer durch das Hotel der deutschen Delegation führten.
Dann nur noch die steile Treppe hinab, schon zeigte sich das Mittelmeer
mit seinem wunderschön klaren Wasser. Unten angekommen suchten und
fanden wir ein gemütliches Plätzchen, um die Sonne ausgiebig zu
genießen. Es war nur eine Frage der Zeit bis man in dieser schattenlosen
Gegend von der vollen Dröhnung an Wärmestrahlung genug
durchgebraten war. Das Geplätscher der sanften Wellen versprach die
willkommene Abkühlung und so stürzten wir uns regelmäßig in die Fluten,
ohne den Ball natürlich nicht zu vergessen. Wie könnten wir. Auch
im Wasser ließ sich bestens Faustball spielen. Ordentlich
ausgeruht kehrten wir meist ins Stadion zurück, in dem beide
Deutschen Teams einen Durchmarsch bis ins Finale machten. Und
am Sonntag war es so weit. Die weibliche U18 begann überlegen
und besiegte die Österreicherinnen mit 3:0, gefolgt von der
männlichen U18, die sich ein bisschen schwerer tat und nur
denkbar knapp mit 3:2 gegen das Team aus Brasilien gewann.
Beides mal kannte der Jubel auf deutscher Seite keine Grenzen. Doppelweltmeister und die beiden
Titel verteidigt wie vor zwei Jahren in Namibia. Herzlichen Glückwunsch!!
Zurück auf unserem Campingplatz gab es für die meisten jedes Mal ein erstes wichtiges Ritual. So
schön wie ein Strandbesuch und das Flair am Meer nämlich auch waren, es hatte alles auch seine
Tücken: z.B. der Sand. Man konnte sich noch so bemühen, frei von den Gesteinskörnchen zu bleiben,
es funktionierte nie. Nirgendwo an den Stränden dieser Welt funktioniert das und deshalb brachten
auch wir jedes Mal reichlich davon mit. Überall haftete er, an den Handtüchern, in den Taschen, in den
Schuhen. Und auch am ganzen Körper versteckte sich dieser kieselige Sand von Lloret, egal ob in den
Haaren, im Ohr, von anderen Regionen ganz zu schweigen. Wie sagte mal jemand: Sand sucht sich
seinen Weg. Und das stimmte auch. Deshalb bestand unser abendliches Ritual im Pilgern zum
Waschhaus und der Vollreinigung unter der Dusche, um den Sand mühevoll los zu werden, nach und
nach vom Kopf bis Fuß mit den letzten Tropfen, die da vereinzelt aus der Brause kam. Oder wie hätten
unsere holländischen Nachbarn gesagt, die natürlich alle das gleiche Problem hatten: „Dröpje voor
Dröpje“.
Frisch geduscht und neu eingekleidet glich das Waschhaus abends oft einer Douglasfiliale, rein
duftmäßig gesehen. Sonst eher nicht. Ob das nun nur an uns lag, konnte man gar nicht sagen. Fakt
war, Haare blieben nur am Kopf fest mit feinstem Spray und Gel. Und dann konnte es auch endlich
bedenkenfrei losgehen in die Nachtwelt von Blanes, die aus mehr bestand als dem Feuerwerk.
Barcelona
Während die Nationalmannschaften sich am Montag schon auf den
Heimweg machen mussten, stand uns die letzte Woche mit einigen
Programmpunkten noch bevor. Und einer davon war der kulturelle
Höhepunkt mit dem Besuch von Barcelona. Unsere Fahrt dorthin führte
über die malerische Küstenautobahn direkt ins Herz der Stadt und an
den Hafen, in den wir durch einen ringförmigen Tunnel auftauchten und
direkt im Placa de la Carbonnera landeten; der Mutter aller Kreisel in
Barcelona, dessen Umrundung mindestens 5 Minuten dauerte. Ab ins
Parkhaus und zum Treffpunkt am Columbusdenkmal, wo wir mit
Stadtführerin Eva verabredet waren. Eva war nicht nur gebürtige
Barcelonesin und sieben Fremdsprachen mächtig, sondern kannte
jeden Winkel dieser Stadt und darüber hinaus vom geliebten
Katalonien. Wir begannen mit einem Streifzug durch das Einkaufsviertel
für die Einheimischen, wo sich selten ein Tourist hinverirrt, und durch
das historische Viertel. Weiter ging es zu der Kathedrale Santa Maria del mar, die allen Lesefreunden
von dem Krimiroman „Kathedrale des Meeres“ bekannt sein dürfte, der über die Bauzeit dieser Kirche
aus dem 14. Jahrhundert und über die Mühen der mittellosen Hafenarbeiter berichtet.
Auch die berühmte Catedral de Santa Eulalia i de la Santa Creu, in der die Königspaare getraut
wurden, oder andere Bauten gerieten in unseren Fokus. Oder die große Markthalle „la boccheria“, die
sehr gut besucht war und einfach alles an denkbaren Genüssen und Delikatessen zu bieten hatte, die
man sich denken konnte. Und Eva erklärte viele Details und hatte unsere Bande perfekt im Griff und
spätestens bei ihrem energischen „Vamos!“ wusste jeder, dass es weiterging. So viel Sightseeing
machte natürlich irgendwann ordentlich hungrig und Eva leitete uns in ein modernes und beliebtes
Restaurant, einem „All-you-can-eat-Tempel, in dem wir uns kräftig stärkten.
Eine Stadtführung wäre in Barcelona nicht perfekt, wenn man nicht die Sagrada familia gesehen hat,
das Wahrzeichen von Barcelona. Diese Sühnekirche vom berühmten Baumeister Antoni Gaudi wurde
1882 begonnen und ist immer noch nicht fertig. Aber immerhin hat man es mittlerweile soweit
gebracht, dass das kolossale Bauwerk am 07.November 2010 nach 128 Jahren Bauzeit schon einmal
vom Papst eingeweiht wurde. Vielleicht lohnt sich ein weiterer Besuch etwa 2026, dann soll der Bau
weites gehend abgeschlossen sein. Aber sehenswert war die Sagrada familia auch in diesem Jahr
schon mit den unterschiedlichen Fassaden und der Detailverliebtheit, mit der gearbeitet wurde. Beim
Anblick staunten über alle Maßen beeindruckt selbst diejenigen, die sich sonst eher in Zurückhaltung
üben bei der Begeisterung solcher Wahrzeichen. Wirklich sehenswert. Nun hatten wir bereits vieles
erkundet, natürlich längst nicht alles. Barcelona war so riesig und schön, man bräuchte mehrere Tage,
um einen tieferen Einblick zu bekommen von der Stadt, die 1992 Gastgeber der olympischen Spiele
war. Aufgrund dessen waren natürlich auch viele Sportstätten zu sehen, und eine davon wollten sich
einige nicht entgehen lassen, die in das berühmte Camp Nou fuhren. Dieses Fußballstadion ist das
größte in Europa und Heimat des erfolgreichen FC Barcelona und eine Besichtigung mehr als wert.
Allein das Museum war gigantisch, in dem die Welt des Fußballvereins überwiegend futuristisch auf
digitalen Wänden präsentiert wurde. Jedes Tor, jedes Foul, jeder Elfmeter, wahrscheinlich jede
Spielszene, die jemals von „Barca“ seit Bestehen zu sehen war,
konnte dort auf den Touchscreenwänden angeschaut werden. Es
gab alle Informationen und Bilder, die man sich vorstellen konnte.
Dann ging es hinaus in das Innenleben des Stadions, in dem der
Rasen gerade eine Lichttherapie bekam. Für die Grashalme wurde
scheinbar alles getan. Von der Tribüne hatten wir einen tollen Blick
und konnten uns nur zu gut vorstellen, welch tolle Stimmung bei
einem Spiel herrschen musste. Wir kamen aber auch ganz nah an
den heiligen Rasen und an die Trainer- und Spielerbänke heran und
setzten uns flink einmal auf die Sitze, um ein schnelles Foto zu
schießen, bevor uns die Touristensecruity verscheuchte. Auch in den Stadionkatakomben war einiges
zu sehen mit der Gästekabine, dem Presseraum und vieles andere mehr. Insgesamt bekamen wir
einen tollen Eindruck vom Herzstück des spanischen Fußballs, der es in diesem Jahr bekanntlich zur
Weltmeisterschaft gebracht hat.
Eine andere Gruppe flanierte währenddessen auf der La Rambla, die als Barcelonas Hauptmeile
bekannt sein dürfte und als Magnet die Touristen aus aller Welt anzog. Bei einer ausgiebigen
Shoppingtour wurden diverse Klamotten und Assecoires eingekauft und viele kleine und große
Geschäfte durchstreift, um sich am Ende auf der Placa de Catalunya niederzulassen und auszuruhen,
wo sich die beiden Gruppen am Abend wieder trafen. Gemeinsam taten wir die letzten Schritte
Richtung Columbusdenkmal, bei dem wir am Morgen gestartet waren. Mit vielen Eindrücken einer
tollen sehenswerten Stadt machten wir uns auf den Heimweg. Barcelona: echt knorke!
Waterworld
Der nächste Tag war bereits der letzte an der Costa Brava, an
dem wir beschlossen uns in einem Aquapark zu vergnügen, in
der zugegebenermaßen vermeintlichen Annahme, der Besuch
von Waterworld könnte ein willkommener Zeitvertreib bei der
Hitze werden und womit wir auf die bereits angesprochene
Problematik zurückkommen, die ein großer und vor allem
beliebter Freizeitpark im allgemeinen und dieser Wasserpark im
speziellen einfach hat. Im Prinzip war Waterworld als Europas
größter Wasserpark eine tolle Sache. Die vielen Rutschen und Wasserbecken waren malerisch in das
hügelige Gelände eingebaut, von viel Natur und großen Liegeflächen umgeben. Doch was nutzte die
schönste Atmosphäre, wenn zu viele Menschen auf einmal dieses Rutschenparadies regelrecht
stürmten. Um überhaupt hineinzukommen, mussten wir bereits eine knappe Stunde anstehen und als
die gleiche reudige Warterei an jeder beliebigen Rutsche mehr oder weniger so weiterging und vom
Betreiber 90 Minuten Wartezeiten bei vielen Highlights bereits generell durch lange Anstellbereiche
einkalkuliert wurden, durfte ein leiser Zweifel zu recht schon einmal größer werden, ob das so alles
noch Sinn machte. Kurz gesagt: Waterworld war top, aber leider zu voll. So viel zur Manöverkritik.
Nun war es zum Glück auch nicht so extrem, wie es sich an dieser Stelle anhören mag. Und als wir
erst einmal unseren Platz an der Sonne auf der Liegewiese gefunden hatten, war alles halb so
schlimm. Auf riesigen Rutschbahnen flitzten wir hinunter oder tummelten uns im Wellenbad, Stunden
zum Seele baumeln lassen.
Adios
Der letzte Abend rückte immer näher, an dem
wir die Genüsse unserer eigenen Kochkünste
einmal eintauschen wollten gegen den Besuch
eines beliebten Steakhouses direkt an der
Promenade, in dem wir einen letzten Blick auf
das endlose Meer genießen konnten und uns
bei einem leckeren Abendessen im netten
Ambiente pudelwohl fühlten. Zugegeben,
typisch spanisch wäre etwas anderes
gewesen, doch in dieser originellen Texas
Ranch wurden wir auch alle satt und freuten
uns besonders nicht nur über tolle Schnitzel,
sondern auch über die „Magnificent 5“, wie
sich das Bedienungsteam selbst nannte unserer speziellen Kellnerin mit dieser gewissen
Einzigartigkeit in ihrer amerikanischen Stimme a la Mickey Mouse, die uns noch so lange und freudig
im Ohr blieb.
Die Nacht brach heran und es war immer noch heiß. Zu später Stunde entschlossen sich daher alle die
Nacht nicht in den überhitzten Zelten zu verbringen, sondern zogen das Nachtlager direkt daneben
unter freien Himmel vor. Zu dumm nur, dass ausgerechnet in jener letzten Nacht einige Wolken vom
Meer aufzogen und einige Tropfen mitbrachten. Der erste zarte Sommerregen in dieser Zeit. Natürlich
konnten wir den Schutz der Zelte wieder aufsuchen, doch am nächsten morgen sollte es früh um 6.00
Uhr schon losgehen mit dem Abbau. Wir hatten schließlich einen weiten Weg gen Heimat vor uns. Und
nun war es natürlich denkbar ungut, Zelte und Klamotten einzupacken, die noch mitten in dieser
sandigen Feuchtigkeit standen und erst drei Tage später in Bardowick ihre Sauberkeit bei einer
intensiven Schlauch- und Spritzaktion auf Christians Hof wieder fanden. Aber alles halb so wild.
Wir nahmen Abschied vom schönen Blanes und machten uns auf den Weg Richtung Norden, auf in
die Heimat. Die erste Etappe führte zur Zwischenstation im französischen Belfort, wo wir in einer
Jugendherberge einen kurzen Unterschlupf für eine Nacht fanden. Die erste Nacht seit zwei Wochen
ohne Matte, Schlafsack und Outdoorfeeling. Ein erster echter Hauch der Trennung von unserer
geselligen Zelttour.
Eine lange und erlebnisreiche Reise nahm ihr Ende und mit einem Blick zurück verging die Zeit rasend
schnell. Wie im Fluge und sehr schön. Oder wie von einem Herzschlag zum anderen.

Gelesen 10085 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 26 Juni 2013 16:32
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